Vor kurzem haben wir uns 5 Souls-Like-Titel angeschaut. Das und die Ankündigung des zweiten Teils gab Anlass, einen Vertreter des Genres besonders unter die Lupe zu nehmen: The Surge von Deck13 (u.a. Ankh & Lords of the Fallen), einem deutschen Entwicklerstudio.
Um was geht’s in The Surge?
Die Welt steht am Rande des Abgrunds, keine allzu rosige Zukunft. Überpopulation & Klimawandel – große Probleme die es zu bewältigen gilt. Unter den führenden Unternehmen hat sich eines, bei der Bekämpfung der Probleme, besonders hervorgetan: CREO Industries. Die Lösung, die CREO in petto hat: durchgehend riesige Raketen in die Atmosphäre schießen, die durch die Abgabe von Chemikalien das Klima wiederherstellen können – Projekt RESOLVE ist geboren.
Der Start
Warren, der Protagonist in The Surge entschließt sich am Anfang des Spiels, bei CREO eine neue Arbeit anzufangen. Dazu begibt er sich per Bahn in eine CREO-Einrichtung. Hier wird dem Spieler das erste Mal gezeigt, dass Warren im Rollstuhl sitzt. Für das Spiel an sich ist das zwar nicht weiter relevant, zeigt aber die Macht von CREOs Möglichkeiten. Eine von vielen Entwicklungen von CREO ist er sogenannte Exo-Rig. Eine mechanische Verstärkung der menschlichen Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit, die jeder neue Angestellte von CREO erhält. Zusätzlich ist es Warren dadurch möglich, wieder laufen zu können, da das Exo-Rig am Körper befestigt wird, eine Art Exo-Skelett. An das Rig können dann verschiedene Konfigurationen angebracht werden, 2 Arm-Module, 2 Bein-Module, ein Kopf- und ein Brust-Modul.
Anfangs muss sich Warren für eines von zwei möglichen Ausrüstungssets entscheiden. Zur Auswahl stehen das RHINO- oder das Lynx-Set. Ersteres ist ein etwas „tankigeres“ Set, das andere geht eher auf Beweglichkeit und Schnelligkeit (beide Sets können früh im Spiel gefunden werden, deshalb ist die Wahl relativ egal). Nachdem der Spiele seine Wahl getroffen hat, geht’s auch schon zu Operation, in welcher das Exo-Rig am Körper befestigt wird.
Während der Operation geht etwas schrecklich schief und Warren wacht einige Zeit später wieder auf. Er befindet sich auf dem CREO-Gelände und wird von einigen Drohnen attackiert und sein Exo-Rig ist kaputt. Teile des Firmengeländes sind völlig zerstört, an einer Service-Station kann Warren schließlich seinen Rig reparieren und wieder voll nutzen.
Wieder bei Bewusstsein
Die ersten Menschen, auf die die Spieler trifft, sind ihm feindselig gesonnen. Sie greifen an und schreien markerschütternd. Zombieartig stürmen Sie auf Warren zu und wollen ihm an den Kragen.
So schmeißt das The Surge den Spieler mitten ins Geschehen. Was mit dem Firmengelände und den anderen Mitarbeitern passiert ist, gilt es herauszufinden. Anfangs weiß der Spieler einfach nichts. Im Laufe der Spielzeit klären sich die Fragen und es wird aufgedeckt was passiert ist.
Die Mechaniken
The Surge ist genretypisch. Erweitert viele Aspekte aber um neue und durchdachte, gute Elemente.
Level, Servicestation und Schrott
Das Spiel bietet einige verschiedene Levelareale, die alle etwas anders aussehen – alles in allem ist der Firmenkomplex aber wie man ihn sich vorstellt: verwinkelt, dystopisch, riesig. Immer wieder gibt es verschiedene Abzweigungen, trotzdem ist das Leveldesign relativ geradlinig. Direkt am Anfang zwar verwirrend, nach einer Weile ist die Orientierung aber schon kein Problem mehr. Oftmals sind an Abzweigungen oder Wänden Schilder zu entdecken, die einen Hinweis auf den Weg gehen. Ein Beispiel: der Spieler trifft auf eine Abzweigung, wir sehen direkt 2 Schilder, eines ist mit „OPS“ beschriftet, das andere zeigt ein Labor-Icon. Da Warren gerade auf dem Weg zu den Laboren ist, ist direkt klar, in welcher Richtung das Spiel weitergeht. Trotzdem sollte erst der andere Weg eingeschlagen werden, da „OPS“ den Spieler zur nächsten Abkürzung zur Servicestation schickt.
Jedes Level bietet eine sogenannte Servicestation. Das ist eine Art „Sicherheitszone“. Hier kann u.a. Ausrüstung verbessert, geheilt und gelevelt werden. Zusätzlich dient die Servicestation als Spawnpunkt, wenn Warren mal wieder von einem Feind getötet wurde.
Jedes Areal ist um die Servicestation aufgebaut. Immer wieder werden Abkürzungen freigeschalten um direkt zum Speicherpunkt zu gelangen und im Falle des Ablebens wieder relativ schnell an den Punkt des Todes zu kommen. Die Länge von einer Abkürzung bis zum Freischalten der nächsten ist dabei immer fair und nie zu lang oder kurz.
Das Kampfsystem
Das Kampfsystem in The Surge ist genretypisch. Im Nahkampf verhaut man Gegner um Gegner. Verschiedene Waffen(-typen) bestimmen dabei etwas den Spielstil. Die Waffen (welche einfach Werkzeuge von CREO sind) lassen sich in 5 Kategorien aufteilen:
- 2 Einhand-Waffen: schnell und wenig schaden
- Eine Einhand-Waffe: relativ schnell, etwas mehr Schaden
- Montierte Einhand-Waffen: mittelschnell und mittlerer Schaden
- Stäbe: mittelschnell und etwas weniger Schaden aber dafür große Reichweite
- 2-Hand-Waffen: Viel Schaden, dafür langsam
Die Waffen einer Kategorie haben dann wieder verschiedene Werte – so findet jeder Spieler früher oder später seine Lieblingswaffe.
Allgemein ist der Kampfstil sehr schnell, es wird eher ausgewichen als geblockt – ist zwar auch möglich, aber da man dabei nicht laufen kann, ist es eher eine Notlösung. Ausweichen – Beobachten – Ausweichen – Hauen – Ausweichen, so sehen viele Kämpfe aus – wird aber nie langweilig und bleibt die ganze Zeit über fordernd. Wie bei vergleichbaren Spielen auch, kann jeder Gegner potenziell tödlich werden, wenn man nicht aufpasst.
Ist der Feind letztlich besiegt, verliert er eine gewisse Menge an Schrott, das ist die Währung in The Surge. Damit kann einerseits gelevelt und andererseits Ausrüstung verbessert werden. Genretypisch verliert man alles an gesammelten Schrott, wenn man stirbt. Danach hat der Spieler eine gewisse Zeit zur Verfügung, seinen verlorenen Schrott wieder aufzusammeln, ansonsten ist er verloren. Die Servicestation bietet praktischerweise eine „Schrott“-Bank. Das bietet den Vorteil, dass beim Tod nicht alles verloren ist. Allerdings: je mehr Schrott der Spieler dabeihat, desto mehr Schrott verlieren die Feinde.
Anvisieren, draufhauen, Energie sammeln, Kopf abreißen
Eine tolle Erweiterung des Kampfsystems ist das Anvisieren von den verschiedenen Körperteilen bzw. Gliedmaßen der Feinde. Grundsätzlich sind diese in 2 Kategorien unterteile: gepanzert & ungepanzert. Bei jedem Treffer von Warren lädt sich eine Energieleiste auf – diese Energie wird einerseits dazu genutzt bestimmte Fähigkeiten zu aktivieren (z.B. zeitweise mehr Schaden) andererseits kann die Energie genutzt werden, wenn der Feind dem Tode nahe ist, einen Finishing-Move auszuführen. Dabei reißt Warren, ziemlich brutal und blutig, dem Feind das entsprechende Körperteil einfach aus – mit der Kraft des Exo-Rigs kein Problem.
Wird dabei ein gepanzertes Teil „entfernt“ erhöht sich die Chance, auf ein Ausrüstungsteil, das aufgesammelt werden kann. So muss sich der Spieler immer entscheiden: entweder mehr Schaden auf das ungepanzerte Teil, oder weniger Schaden, dafür die Chance auf Loot. Weiterhin ist das Anvisieren bei manchen Gegner extrem wichtig, z.B. bei Bosskämpfen oder muss zuerst Teil X eine gewisse Menge Schaden zugefügt werden, bevor Teil Y angegriffen werden kann.
Ausrüstung und Implantate
Neben den Kämpfen gibt es in The Surge natürlich auch jede Menge zu Looten. Besonders der oben erklärte abtrennen von Körperteilen ist eine clever eingebaute Mechanik: es macht nicht nur Spaß, es bringt auch noch etwas. Kämpfen man gegen einen Feind, dessen Waffe oder Rüstung gefällt, kann versucht werden, mit dem Finishing-Move das entsprechende Teil abzutrennen. Mit etwas Glück verliert der Feind die Waffe oder ein Ausrüstungsteil-Schema, das später erstellt werden kann. Trägt man an jedem Ausrüstungsslot einen Gegenstand desselben Rüstungs-Typs, also z.B. ein komplettes Lynx-Set erhält man einen Bonus.
Zusätzlich können in dem Firmenkomplex Implantate gefunden werden. Je nach dem Level des Spielers, können immer mehr eingesetzt werden. Die Implantate haben verschiedenste Effekte, einige erhöhen z.B. die Ausdauer oder Lebenspunkte, andere erhöhen die Menge der „Heiltränke“ die mitgenommen werden können. In der Servicestation können die Implantate gewechselt werden. Je nach Abschnitt kann der Spieler also verschiedene Implantate ausprobieren.
Fazit
Da ich großer Fans der Dark Souls-Reihe bin und mir auch schon Lords of the Fallen gutan gefallen hat, musste ich natürlich auch The Surge spielen. Das Sci-Fi-Setting ist eine erfrischende Alternative zum sonstigen Mittelalter-Fantasy-Gekloppe. Natürlich gefällt nicht jedem der verwinkelte und düstere Firmenkomplex – passt aber super. The Surge ist schwer, aber nie unfair. Bei jedem Tod, war ich nie auf das wütend, sondern eher auf mich, wieder zu gierig gewesen oder nicht abgewartet. Selten kam es aber auch vor, dass Warren einmal zu viel angegriffen hat, obwohl ich keinen Button gedrückt habe – manche Angriffsanimationen bestehen aus 2 Schlägen und dauern somit recht lange – hier wäre ich nach dem ersten Schlag gerne ausgewichen um nicht vom Feind erwischt zu werden. Man kann den 2ten Schlag zwar abbrechen, aber nur wenn man früh genug drückt.
Das Lootsystem mit dem Anvisieren von Körperteilen ist dabei sehr motivierend. Die Story ist gut, aber nicht überragend, macht aber Spaß, nach und nach aufzudecken, was es mit CREO auf sich hat. Letztlich bleiben aber auch (vielleicht sogar zu viele?) viele Fragen ungeklärt und regen zum Grübeln an. Auch die ab und an vorkommenden Nebencharaktere und deren Quests haben mich persönlich größtenteils nicht interessiert, da ich keine Beziehung zu Ihnen aufbauen konnte. Die „negativen“ Punkte sind aber alle meckern auf hohen Niveau. Deck13 hat mir The Surge ein richtig gutes Spiel gemacht! Für mich steht jetzt der DLC A Walk in the Park & NG+ an und freue mich jetzt schon auf den 2ten Teil der Serie, der bereits angekündigt wurde.
Bald folgt unsere Review zum DLC A Walk in the Park